Kishu Shikki - Lackwaren aus Kainan

Kishu-Lackwaren

Kishu-Lackwaren, auch als Kuroe-Nuri bezeichnet, werden  in der Region Kuroe – nordwestlich der Stadt Kainan, Präfektur Wakayama, hergestellt.  Kishu ist der Name einer Provinz im feudalen Japan und entsprach etwa der heutigen Präfektur Wakayama und der südlichen Präfektur Mie. Diese Lackartikel waren einfach, langlebig und praktisch und sind seit der Edo-Zeit (1603-1868) als Haushaltswaren gebräuchlich.

Sie haben meist eine zinnoberrote Oberfläche, zeigen schwarze Flecken mit bewusst gemachten Abnutzungsspuren (negoro nuri). Neben dem traditionellen Negoro-Nuri-Stil wurden die Lackwaren später auch mit maki-e-Designs verziert bzw. seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts als Massenwaren auf Kunststoffbasis produziert.

Geschichte

Die Herstellung von Kishu-Lackwaren soll in der Muromachi-Zeit (1336-1573) begonnen haben, als örtliche Holzarbeiter – die ihre Schalen schnitzten und bisher mit tanninhaltigem Kakisaft shibuji behandelten – Kenntnisse bekamen von den Lackierungsprozessen der Mönche des Tempels Negoro-Ji in Iwade.  Im Jahr 1585 waren Mönche, die Lackwaren in ihrer speziellen Technik negoro nuri herstellten, vom Feudalherrn Hideyoshi Toyotomi gezwungen, den Tempel in der nahen Provinz Izumi zu verlassen und sich in Kuro-e anzusiedeln. Das führte zu einem Anstieg der dortigen Lackproduktion.
Kishu-Lackwaren entwickelten sich seit der Edo-Zeit vor allem als praktische Haushaltswaren, sie waren schöne Gebrauchsprodukte. Später fertigte man auch Waren mit Goldstreudekor (maki-e) und in unterschiedlichen anderen Lacktechniken an (chinkin, kawari-nuri),

Kunststoff als Material

Bis in die 1950er Jahre wurde Holz als Grundwerkstoff verwendet, aber wegen steigender Kosten kam es zu einer Umstellung auf Kunststoff (Melanin). Die Rohlinge wurden nun industriell gepresst und teilweise auch mit synthetischen Lacken (Cashew-Lack) beschichtet.
Die neuen Herstellungstechniken und synthetischen Materialien dieser Technologie – “gosei shikki”  genannt – ermöglichten die Massenproduktion und die Anpassung an die die sich gewandelten sozialen Bedürfnisse. Gleichzeitig kann es zu einem Niedergang des traditionellen Handwerks.

Gegenwart

Im Gebiet um Kainan werden derzeit ist die meisten Lackwaren von Japan industriell produziert. In den letzen Jahrzehnten versuchten aber viele der örtlichen Handwerker die alten  Traditionen zu bewahren und weiterhin Lackwaren in den traditionellen Materialien und Techniken herzustellen.

Im Ort kann das Uruwashi-Kan, ein traditionelles Zentrum für kishu-Lackwaren besucht werden, mit Verkauf, Schauräumen und kleinem Museum im Obergeschoss. An Wochenenden kann man sich dort nach Anmeldung selbst mit den Techniken unter Anleitung vertraut machen. In der Nähe des Zentrums findet man eine Reihe alter Handelshäuser aus der Blütezeit als Lackzentrum während der Feudalzeit Japans. Vor einigen Gebäuden sind noch Gerätschaften des Lack-Handwerkes ausgestellt und man kann auch Lackwaren erwerben.

Die Fotos wurden 2015 aufgenommen.

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Holzschnitt Lackwarenherstellung
Holzschnitt Lackwarenherstellung, Uruwashi-Kan
Werkzeuge, Uruwashi-kan
Werkzeuge für die Grundierung